Dieser Blog begann als Tagebuch einer sechswöchigen USA-Reise im Spätherbst 2009 und er wird während jedes neuen Trips aktualisiert. Die neusten Reise-Berichte erschienen immer als erstes auf der Startseite, wer also unsere Amerika-Reise und Erfahrungen insgesamt nachvollziehen will, der sollte am besten am Ende anfangen zu lesen ;)
Der nächste Trip in die USA steht an – diesmal allerdings wird Sascha alleine und rein geschäftlich für sieben Tage über den Atlantik reisen. Und es wird ein teurer Trip, denn dank Banken- und Eurokrise ist der Wechselkurs EUR/USD in den vergangenen sechs Monaten ziemlich brutal in den Keller gegangen. Haben wir im November noch $1,50 für einen Euro bekommen, so sind es jetzt nur noch rund $1,20 – das bedeutet ein Minus bzw. eine subjektive Preissteigerung von 20%. Hinzu kommen saisonal bedingte Flugpreis-Steigerungen, die durch die beginnende Ferien-Reise-Saison begründet sind. Die preistechnisch wohl ungünstigste Reisezeit für die USA liegt übrigens zwischen Juli und September, so verriet mir der Inhaber eines Reisebüros. Da ich für diesen Trip nicht an einen festen Termin gebunden war, habe ich probiert die günstigsten Flüge online zu bekommen. Für vier Stunden hatte ich dort sogar die Möglichkeit, für 330 Euro nach Colorado Springs und wieder zurück zu fliegen. Leider war ich mit dem Preisvergleich beim Abchecken diverser Reisedaten und -routen mit meiner Entscheidung zu langsam und die Flugpreise stiegen in der Folge täglich weiter – so fliege ich jetzt für rund 800 Euro mit American Airlines via Dallas zu Richard… und werde hier von meinem nächsten Amerika-Aufenthalt berichten.
Heute ist es also soweit, nach sechs Wochen geht es erstmal wieder nach Hause… den gestrigen Abend haben wir gebührend mit Richard in der hot tub begangen – der beste Ort in ganz Colorado, gerade wenn es so bitterkalt draußen ist, wie im Moment. Schnell noch das grosse Paket zur Post gebracht, darin schicken wir all die Sachen nach Hause, die partout nicht mehr in unsere Koffer passen wollen (und dabei haben wir uns hier schon einen riesigen Koffer dazugekauft) – einkaufen ist in den USA im Moment halt eben unglaublich günstig…. Unser Flug geht um 13:47 Uhr, das Frühstück nehmen wir stilgerecht in Form von Milchkaffee und Donuts zu uns, an beides haben wir uns mittlerweile einwandfrei gwöhnt und werden es wohl sogar ein bischen vermissen. Aber der Ausblick auf ein ordinäres Käsebrötchen, eine Thunfischpizza und eine gute Flasche Mineralwasser sind ja die schlechtesten nun auch nicht. Die Dinge, die wir in den USA zu erledigen hatten, sind erledigt und wir haben einen guten Eindruck darüber gewonnen, wie das Leben in den USA wohl aussehen könnte… wir sind zwar nicht mit allem einverstanden, aber das sind wir in Deutschland auch nicht. Wir werden wohl im Januar wieder die USA besuchen um dann probeweise in Arizona zu überwintern. Wir kommen also ganz sicher bald wieder – und dann werden wir auch diesen Blog fortführen….
Nach dem Vegas-Trip haben wir jetzt insgesamt über 10.000 Kilometer in den Vereinigten Staaten zurückgelegt und zu unserem Erschrecken haben wir gerade festgestellt, dass wir eigentlich noch gar nichts gesehen haben. Wir haben 6 (zugegeben, Kalifornien sollten wir dabei vielleicht nicht wirklich mitzählen) von 50 Bundesstaaten bereist, haben Schnee und Staub gesehen, Hitze und Kälte erlebt, waren dabei auf Höhen von 400m bis auf 3400m über NN, haben unglaubliche Entfernungen bewältigt – und trotzdem haben wir bislang nur einen winzigen Bruchteil der USA gesehen. Dieses Land ist so unglaublich groß, dass uns Deutschland (bzw Europa insgesamt) mittlerweile richtig winzig vorkommt. Morgen geht es nach 6 Wochen erstmal zurück nach Deutschland, auch wenn wir gerne noch eine Weile geblieben wären – die Pflicht bzw. die Verpflichtungen rufen uns heim. Unseren vorerst letzten Abend in Colorado Springs haben wir genutzt, um doch noch Downtown zu gehen und Richards Geburtstag mit einem Essen in der “Le Crepeterie” zu feieren – das beste Mahl der letzten sechs Wochen fanden wir doch tatsächlich am letzten Abend in einem winzigen französischen Restaurant mit sechs Tischen in Downtown Colorado Springs…..
Von unserem Hotel und Nachtquartier in Rifle wäre der schnellste Weg nach Colorado Springs der die I-70 East bis Denver, dann die I-25 South bis nach Colorado Springs. Kurz vor Vail zweigt aber der Highway 24 Richtung Süden von der Interstate ab, diese Route führt uns auch nach Colorado Springs, wird rund zwei Stunden länger dauern, aber der zeitliche Umweg lohnt sich: Die Strecke, die als “scenic byway” ausgeschrieben ist, führt mitten durch die Rocky Mountains und die ehemalige Goldgräberstadt Leadville (der höchsgelegenen Stadt der USA), Buena Vista und das Hochplateau des Southpark und sie ist wirklich sehenswert, nicht zuletzt weil man vom Rand des Soutparks auf eine Kette aus nicht weniger als 23 Viertausender blicken kann. Diese Kette aus “fourteeners” den Rand des Southparks und bietet vom Aussichtspunkt des Wilkerson-Pass, von dessen Höhepunkt man auf einer Höhe von 9.507 Fuss (~2898 Metern) über das gesamte Plateau des Southparks bis hinüber auf die 23 Gipfel der fourteeners blickt – ein sicher wohl einmaliges Bergpanorama. Auf der anderen Seite des Passes erwartet einen schon der Westhang des ebenfalls über viertausend Meter hohen Pikes Peak – ein untrügerisches Zeichen dafür, dass wir uns nun Colorado Springs nähern und unsere USA-Roadtrips damit bald zu Ende sein werden.
Kurz nach Sonnenuntergang machen wir uns vom Valley of Fire auf den Weg zurück nach Colorado und wir werden annähernd die gleiche Route nehmen, die uns von dort nach Las Vegas gebracht hat: I-15 North nach Utah und dann I-70 East bis kurz vor Denver. Es ist um 17:40 Uhr stockdunkel, bis zur Staatsgrenze Nevada/Arizona sind es rund 100 Meilen, bis nach Colorado Springs rund 800. Sascha und Richard wechseln sich beim Fahren ab – trotzdem werden die beiden immer müder und um 2:00 Uhr bleibt uns nichts anderes mehr übrig als in Rifle, Colorado in ein Motel einzuchecken. Nichts ist schlimmer als übermüdet in der Nacht über die kurvigen Strassen der Rocky Mountains fahren zu müssen. Aus der relativen Wärme Nevadas kommend ist es mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt aber auch wirklich an der Zeit für ein warmes Bett, auch wenn diese Nacht ziemlich kurz werden wird.
Wer in Nevada unterwegs ist und darüber hinaus Wüsten und Steine liebt so wie wir, für den sollte ein Besuch im Valley of Fire Statepark ein Erlebnis sein. Wir haben wieder unsere Zeit vertrödelt und waren noch auf einer kleinen Strasse am westlichen Ufer des Lake Mead unterwegs als ich meine Hoffnung, noch vor Sonnenuntergang (~17:00 Uhr) das Valley of Fire zu erreichen, schon begraben hatte. Plötzlich taucht ein Schild auf, dass den Weg in eben dieses Valley of Fire weist – es ist 16:00 Uhr und Sascha stösst einen wahren Freudenschrei aus – das Valley of Fire zu besuchen ist wesentlich beeindruckender als der Las Vegas Strip. Das “Tal des Feuers” ist die Heimat beeindruckender Formationen roten Sandsteins und wenn die Sonne so tief steht wie im Moment unseres Besuches, dann leuchten die Felsen in strahlendem Rot – es sieht kurz vor Sonnenuntergang aus manchem Blickwinkel in der Tat so aus, als würde hier alles in Flammen stehen und die Felsen verwandeln sich optisch in rotglühende Kohlen. Zu dieser Jahreszeit, kurz vor der Wintersonnenwende, geht die Sonne viel schneller unter als es uns lieb ist und damit Sascha zumindest einige Fotos bekommt, steigt er hinten auf die Ladefläche unseres Pickups und fotografiert von oben, während Richard den Truck behutsam über die kurvige Strasse steuert.
Bei einem Besuch in Las Vegas bietet sich auch ein Trip zum Lake Mead und zum Hoover Dam an, beides liegt nur etwa eine Stunde von Las Vegas Downtown entfernt. Der Hoover Dam staut den Colorado River im Black Canyon zum grössten künstlich geschaffenen Stausee der USA auf und der dadurch entstandene Lake Mead stellt die Wasser- und Stromversorgung sowohl für Las Vegas als auch für einen Grossteil von Süd-Kalifornien bereit. Der Hoover Dam ist in einigen Punkten besonders: Erstens liegt in seiner Mitte die Grenze zwischen den Staaten Nevada und Arizona und damit auch die Zeitzonengrenze zwischen Pacific Time und Mountain Time – konkret bedeutet das, dass wenn man um 15:00 Uhr von Arizona über den Hoover Dam nach Nevada fährt, man um 14:00 Uhr auf der anderen Seite ankommt. Zum Zweiten beinhaltet die Fahrt über die Staumauer auch eine wichtige Entscheidung hinsichtlich der eigenen Reisepläne – östlich des Hoover Dams gibt es für mindestens 150 Meilen keine Strassenverbindung Richtung Norden. Um zB nach Salt Lake City zu kommen, müsste man auf der östlichen Seite des Lake Mead dann nicht nur rund um den Lake Mead, sondern zusätzlich auch noch auch um den kompletten Grand Canyon herumfahren. Wir wollen unseren Heimweg wieder über Utah bestreiten und so fahren wir zwar über die Staumauer, drehen aber noch vor dem Arizona-Welcome-Schild wieder um und fahren zurück nach Nevada um dann am westlichen Ufer des Lake Mead Richtung Norden zu fahren. Übrigens kann man wohl nicht mehr lange über die Staumauer des Hoover Dam fahren – eine neue Entlastungs-Strassenbrücke 200m unterhalb der Staumauer befindet sich bereits in Bau. Wenn sie fertiggestellt sein wird, wird die Strasse direkt über den Hoover Dam für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Zumindest kann man von der neuen Brücke dann aber wohl einen beeindruckenden Blick auf die mächtige Staumauer werfen.
Zugegeben, es ist ein unsagbar geiles Gefühl, mittags die Vorhänge im Hotelzimmer aufzuziehen, aus dem 12. Stock auf die sonnengeflutete Stadt zu blicken und sich zu sagen: Ich bin in Vegas! Unser Casino-Hotel, das Imperial Palace, liegt direkt am Center-Strip des Las Vegas Boulevard, es ist preiswert, hat Balkone (!) und in unserer Preiskategorie bekommt man eine riesengrosse Badewanne im Schlafzimmer – wenn schon Vegas, dann richtig – oder?
Man kann in “Sin City” problemlos die Zeit vergessen – hier dreht sich alles rund um die Uhr, Essen, Trinken, Spielen, Entertainment, alles zu jeder Zeit. Der Tag wird zur Nacht und das Nachtleben ist überall. Man läuft durch die Casinos und entdeckt ständig dabei neue Attraktionen, Hingucker, Geschmacklosigkeiten, Bewegendes, Außergewöhnliches und Wunderbares, alles quer durcheinander gemischt – alle Glitzereien und Verlockungen dienen dabei nur einem Ziel: Geld ausgeben. Und das wird jedem Vergnügungssüchtigen in Las Vegas wirklich leicht gemacht: Die Casinos am Strip sind allesamt so angelegt, dass man leicht hineinfindet und nur schwierig wieder hinaus, jedes der Häuser preist sich dabei als das mit den größten Möglichkeiten an. Slotmachines (Spielautomaten), Sportwetten, Blackjack, Poker, Roulette – was darf es sein? Wer spielen will, kann dies ab einem lächerlichen Einsatz von 1 Cent an den Slotmachines tun, nach oben gibt es keine Grenzen, wer viel verlieren will, der sollte gleich eine der “High Limit Areas” der Casinos aufsuchen. Wer mit seinem Geld lieber etwas erleben möchte, der besucht besser die Shows von David Copperfield, der Bluemen Group oder ein Konzert von Cher.
Am Boulevard stehen einige der größten Hotels der Welt und man sollte diese Nobelhäuser auf keinen Fall verpassen: Bellagio, Venetian und Palazzo, Win and Encor, MGM Grand und Luxor. Sehenswert weil mit dem Spirit des “echten” Las Vegas behaftet ist unbedingt das Flamingo und das Mirage. Sehenswert ist auch das Ballet der Wasserfontänen vor dem Bellagio (wird alle halbe Stunde wiederholt). Wir könnten wohl sicher einen ganzen Blog alleine über Las Vegas (bzw. über den Strip, denn bis nach Downtown sind wir ja nicht mal gekommen) schreiben, aber das überlassen wir lieber anderen – wir sind nach vier Nächten in Vegas froh, die Stadt wieder zu verlassen. Ganz soweit wie unsere holländischen Freunde möchten wir nicht gehen – die meinten nämlich: Las Vegas is good for one nite. Man kann ruhig auch drei Nächte bleiben, dann ist aber sicher auch gut. Gesehen haben sollte man es schon einmal – es ist erstaunlich wie exzellent diese künstliche Stadt, ein Disneyland für grosse Kinder, mitten in der Wüste organsiert ist.
PS: Wer gerne “die üblichen” Bilder von einem Las Vegas Besuch ansehen möchte, kann sich die Google-Bilder ansehen…
Im östlichen Teil von Las Vegas, weitab vom Strip und so vor den Augen der Touristen versteckt, haben wir ihn gefunden: Den Moneytree! Zu dumm nur, dass wir ihn ausgerechnet an Thanksgiving finden mussten – denn das ist einer der wenigen nationalen Feiertage in den USA und der Moneytree hatte deswegen leider geschlossen. Zu ärgerlich aber auch, denn heute verlassen wir die Stadt…. wir werden wohl wiederkommen müssen und ihn dann abernten 😉