13. November 2009
Der Reifen hat ein wenig länger gedauert (trotzdem vielen Dank an Dave, den Manager von Discount Tires in Lake Havasu City für seine Bemühungen – Spitzenservice!) und so konnten wir erst um 16:00 losfahren. Da die Sonne aber schon um 17:40 Uhr untergeht war klar, dass uns unsere Route heute nicht mehr viel weiter als 150 Meilen bringen würde, zumal es nach Sonnenuntergang wirklich sehr mühsam ist, auf den endlos geradeaus führenden Highways die Konzentration zu behalten und nicht einzuschlafen. So sind wir heute kurz nach Einbruch der Nacht in einem Westernstädtchen namens Wickenburg gelandet. Viel sehen konnten wir von der Stadt zwar noch nicht, aber die ersten echten Cowboys haben wir schon gesichtet und wir konnten auch in Erfahrung bringen, dass die Stadt 1862 von dem Deutschen Henry Wickenburg gegründet wurde. Henry hatte im damaligen Goldrausch einen wahren Schatz entdeckt: Die Vulture Mine bescherte ihme einen Reichtum von sagenhaft $30 Mio Dollar in Gold. Wir werden gleich mal nach dem Frühstück auschecken was von den deutschen Wurzeln der Stadt geblieben ist.
12. November 2009
Mit diesem traumhaften Abendhimmel hat Lake Havasu City uns gestern bye bye gesagt und hoffentlich gibt das Wiedersehen recht bald. Nach sieben Tagen in der jungen Wüstenstadt möchten wir eigentlich gar nicht in die Kälte zurück und Tina hat mittlerweile sogar zugegeben, dass sie sich vorstellen kann, hier für eine Weile die Zelte aufzuschlagen – natürlich nicht im Glutofen der Sommer Arizonas, aber doch zumindest für die neun erträglichen Monate drumherum. Das Städtchen bietet mit seinen zahlreichen Restaurants und Bars, zwei Kinos, einer Discothek, einem Mall-Strip, diversen Supermärkten (von 05:00 Uhr bis Mitternacht geöffnet), haufenweise kleinen Geschäften, seinem Klima und seinen netten Einwohnern und Besuchern alles, was ein zivilisiertes Leben benötigt – und das mitten in der Wüste. Wer weiß, vielleicht kommen wir schon bald wieder und mieten uns im Januar/Februar mal für ein oder zwei Monate zum Probewohnen in ein vacation home ein – voll eingerichtete Ferienhäuser mit Annehmlichkeiten Pool und Internet gibt es zu Hauf und für Snowbirds zu Preisen ab $900 (~600 Euro) im Monat!
11. November 2009
20 Meilen südlich von Lake Havasu City mündet der Bill Williams River in den Colorado River. Das Mündungsgebiet des Flußes ist ein Wildlife Refuge und wir haben es heute besucht – ohne zu wissen, dass uns ein absolut unwirkliches Szenario erwarten würde: Ca. 5 Meilen flußaufwärts von seiner Mündung sorgt das Wasser des Bill Williams River für eine Flora und Fauna, wie man sie im Norden der USA erwarten würde – nicht aber in den Wüsten Arizonas. Ein richtiger Wald mit Laub- und Nadelbäumen wie wir sie seit Colorado nicht mehr gesehen haben breitet sich im Fluß-Tal aus. Eine unbefestigte Piste führt in das Wildlife Refuge hinein, bis an den Wald, ab dort wird der sandige Boden zu locker und tief um normalen Fahrzeugen das Weiterkommen zu ermöglichen. Wir haben es uns aber natürlich nicht nehmen lassen uns zu Fuß in Richtung Fluß durch den Wald zu bewegen, wo wir auch prompt auf einen Maultierhirsch trafen, der offensichtlich keinerlei Ängste vor Menschen zu haben schien. Er posierte stolz und auch neugierig für unsere dankbaren Kameras, bevor er gemächlich davontrottete. Diese Begegnung veranlasste uns ein wenig genauer die Spuren im Sand zu betrachten und Tina entdeckte dabei riesige Abdrücke von Pranken – könnten die von einem Bergpuma, einem Mountain Lion stammen? Alleine der Gedanke daran ließ uns das Blut in den Adern gefrieren – schließlich sind wir ortsunkundig und vor allem unbewaffnet. Die Wildnis und das Tierreich in den USA ist nicht mit Europa zu vergleichen – hier kann es zu wirklich lebensbedrohlichen Begegnungen mit Klapperschlangen wie der Diamondback oder der Sidewinder Rattlesnake, Skorpionen, Schwarze Witwen, Bergpumas und auch Koyoten kommen. Schnellen Schrittes machten wir uns also lieber wieder zurück zu unserem Auto… wir haben übrigens immernoch keine Klapperschlangen gesehen und Tina ist darüber nicht mal unglücklich.
10. November 2009
Heute wollten wir eigentlich den Highway 95 über den Parker Dam und Quartzsite bis nach Yuma an der Grenze zu Mexiko hinuntercruisen und dann rüber nach Kalifornien machen – der Highway führt hinter Quartzsite durch einen Teil der Sonoran Wüste. Auf halber Strecke nach Yuma fährt man durch den Kofa National Wildlife Refuge und ein dezentes Schild mit einem Hinweis auf den Palm Canyon erregte unsere Aufmerksamkeit – insbesondere da nur eine Schotterpiste vom Highway in die 7 Meilen entfernten Berge abzweigte. Wozu haben wir unsere Bergstiefel mitgebracht und einen Allrad-SUV gemietet wenn nicht genau für diesen Zweck? Am Fuße des Berges mit dem bezeichnenden Namen Signal Peak endet die als “rough ride dirt road” ausgeschriebene Schotterpiste, wir also rein in die Bergschuhe und ab in den Canyon. Wenn man auf dem Geröll läuft, kann man hören wie trocken selbst die Heimat der Kakteen, die Steine, hier sind. Umso überraschter waren wir am Ende des Canyons, der nicht nur einen grandiosen Blick über die Ebene der Wüste, sondern in der Tat in einer winzigen, von außen nicht einsehbaren Felsspalte einer ganzen Familie kalifornischer Fächerpalmen ein unwirkliches Zuhause bietet. Diese handvoll Palmen hier draußen in der Wüste ist tatsächlich das einzige in Arizona natürliche Palmenvorkommen – alle Artgenossen, von denen es reichlich in Arizona gibt, wurden von Menschenhand gepflanzt. Neben den Palmen als Sehenswürdigkeit bietet das Kofa National Wildlife Refuge noch weitere Highlights: Die absolute Stille, die nur durch das sanfte Säuseln des Windes und dann und wann vom Geheul eines Koyoten begleitet wird. Dieser Abstecher hat sich gelohnt, auch wenn wir dafür unser eigentliches Tagesziel sausen lassen mussten – die Herbsttage sind auch in Arizona mit 10 Stunden Sonnenlicht leider viel zu kurz – dafür haben wir heute wenigstens noch einen Kitfox in der Wüste getroffen, während wir einen der goldenen Sonnenuntergänge in einem sandüberfluteten Nachbartal bewundern durften….
7. November 2009
Wir haben den Ort, den ich per Zufall mit Google Earth entdeckt habe, mittlerweile besser kennengelernt und auch den einen oder anderen Trip durch die Stadt unternommen. Ja, Lake Havasu City ist ein Touristenort mit allem was dazu gehört – rund um die London Bridge gibt es ein touristisches Zentrum und die jenseits der Brücke liegende Insel ist mit einer Marina und den dazu gehörigen versnobten Hotels besetzt. Die Stadt in der Wüste ist gemessen an ihrer offiziellen Einwohnerzahl viel zu groß – was sicher daher rührt, dass viele Städter aus Arizona, Nevada und auch Kalifornien aber auch aus dem Rest der Vereinigten Staaten hier ihren Traum vom Ferienhaus oder sonnigen Altersruhesitz verwirklicht haben. Dieser Fakt sorgt für ruhige Wohngebiete mit schönen, teilweise sogar sehr ausgefallenen Häusern. Im Gegensatz zu den anderen Ecken, die wir bisher in den USA gesehen haben, wirkt Lake Havasu City gepflegt, sehr sauber, ja stellenweise beinahe schon vornehm, also wie ein Ort der Schönen und Reichen.
Leider ist es aber auch ein Ort der Motorboot-Besitzer, die ihre PS-Boliden nur zu gerne auf den See bringen und da Amerikaner dicke Motoren nicht nur in den Autos lieben, gibt es eine grosse Anzahl mit Motorbooten, die mehr als 400PS Leistung bringen. Da sorgt am See stellenweise für eine Lärmbelastung, die den Vergleich mit einer Rennstrecke nicht zu scheuen braucht. Aber welcher Resident hält sich schon am See auf – den meisten genügt es, einen Blick von ihrem Haus auf den Lake Havasu zu haben und da der See westlich der Stadt liegt und damit auch die Sonne jeden Abend hinter ihm versinkt ist das auch gut zu verstehen. Viele dieser Häuser stehen übrigens dank der Wirtschaftskrise zum Verkauf – von $77.000 bis $500.000 ist sicher für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei…
6. November 2009
27. October 2009
Es kam wie es kommen musste… das Tiefdruckgebiet, dass sich gestern noch weit nordwestlich über Washington State befand wurde durch eine Änderung im Jetstream rapide über den Kontinent getrieben und der Weatherchannel warnte “prepare for midwinter driving”. Wir merkten schon beim Frühstück in Tempe, dass es kühler werden würde, anstatt knappe 30°C waren es nun nur noch 20°C und dieser Trend sollte nun bis Donnerstag Nacht weitergehen. In Denver hatte es schon geschneit, schlechte Voraussetzungen also für unseren für morgen geplanten Trip über die Rockys. Trotzdem machten wir uns auf den Weg nach Norden und liessen Phoenix und das Valley of the Sun hinter, die Strecke bis nach Flagstaff kannten wir ja bereits von der Hinfahrt…
Ab Flagstaff fuhren wir ein gutes Stück auf der Route 66, die beliebte Touristenstrecke ist gesäumt von historisch oder 50er-Kitsch angehauchten Tankstellen, Trading Posts und Diners – man kann sich gut vorstellen, dass die gesamte Strecke der Route 66 wie eine Zeitreise anmuten muss. Unser Ziel heute war aber der Grand Canyon und so drehten wir hinter Flagstaff wieder auf Nord – mit jeder Meile wurde es draussen windiger, grauer und kälter, der Sturm aus Nordwest war also schon bis hierher gekommen.
Und just in dem Moment als wir das Gate zum Grand Canyon Nationalpark passierten, begann es in der Tat zu schneien. Kein Glück mit dem Wetter, im Gegenteil, der kalte Wind am South Rim des Canyons machte ein längeres Verweilen und Bestaunen des Naturwunders unmöglich – wir wären wohl einfach eingefroren. Wir zogen uns also immer wieder in den Truck zum Aufwärmen zurück und das Warten lohnte sich denn auch, denn in den kurzen Momenten, in denen sich im bedeckten Himmel Lücken zeigten, sorgten einige Sonnenstrahlen im Canyon für atemberaubende Lichtspiele. Die beste Reisezeit für den Grand Canyon ist dann wohl eher Mai bis September, ein Grund mehr wieder zu kommen – dann werden wir ganz sicher auch zum Colorado River hinabsteigen, der schlängelt sich in tiefem Grün weit unten im Canyon durch die schroffen Klippen. Der einzige, der diesem eisigen Sturm-Erlebnis etwas abgewinnen konnte war übrigens Richard, aber er war auch schon zum dritten Mal am Grand Canyon und freute sich, dass er mal eine andere Witterung erleben durfte *lol*
Wir beschlossen für heute aber die Nacht in Page, Arizona zu verbringen, um am nächsten Tag von dort die Wetterlage zu checken und dann unsere Route nach Colorado Springs festzulegen. Bei Anbruch der Dämmerung verliessen wir den Grand Canyon und fuhren noch drei Stunden durch absolute Dunkelheit in unser Nachtquartier.
26. October 2009
An der Grenze zwischen Phoenix, Tempe und Scottsdale liegt Papago Park, ein 490 Hektar grosses Areal aus Felsen, Wüste und Staub – mitten in der pulsierenden Metropole. Wir haben den Park bereits am Freitag entdeckt, als wir auf dem Weg nach Scottsdale daran vorbeigefahren sind und haben uns gedacht, dass man von den hohen roten Felsen des Parks einen netten Ausblick über das Valley of the Sun haben könnte – dass es so grandios werden würde, haben wir nicht geahnt. Der Park entspricht exakt den Wüstenlandschaften, die Phoenix umgeben, wirklich ein Stück Wüste mitten in der Metropole. Wir haben die Felsen erklommen und konnten das ganze grosse Valley überblicken, das in alle Richtungen bis zu den Bergen am Horizont mit Zivilisation gefüllt ist. Es zu beschreiben fällt wirklich schwer, deswegen möchten wir an dieser Stelle einfach ein paar Bilder sprechen lassen:
25. October 2009
Nachdem eine Flasche Bier uns in die Träume geschickt hat, konnten wir heute endlich mal richtig ausschlafen – bis um 10:30am Ortszeit (18:30 in Deutschland), gefrühstückt haben wir wieder im 5Diner an der Mall, damit wir wie angekündigt gleich im Anschluss auch den restlichen Teil der Mills Mall erkunden können. Heute ist Sonntag, trotzdem hat die Mall von 11am-6pm geöffnet, was die Amerikaner auch gut zum Einkaufen nutzen, denn viele von ihnen (insbesondere die spanisch-sprachigen Hispanics, die heute überwiegend unterwegs waren) haben eine Arbeitswoche mit sechs Tagen und daher nur den Sonntag zum Shoppen zur Verfügung. Heute lag unser Interesse weniger auf den Schuhgeschäften, sondern vielmehr auf den Clothing Stores (Klamottenläden), von denen es in der Shopping Mall mehr als genug gibt. Ganz offensichtlich gibt es in den USA keine Modetrends wie in Europa, denn die Farbe lila ist hier nur eine unter vielen und nicht die bestimmende Modefarbe in diesem Herbst. Generell gibt es keine erkennbaren Trends, weder bei Frisuren noch bei Schuhen noch in der Mode, alles ist viel individueller als wir es von Deutschland kennen.
Entsprechend viel gibt es auf einer Shoppingtour zu sehen, zu entdecken und zu kaufen. Denn kaufen könnten wir hier ohne Ende, die Preise in den Bekleidungsgeschäften sind nicht nur in Dollar günstig, zum gegenwärtigen Wechselkurs von $1.50 für einen Euro ist es für uns extrem billig. Beim Einkaufen muss man sich daran gewöhnen, dass die Preise an den Waren nicht dem Endpreis entsprechen – an der Kasse wird immer noch der jeweilige Sales Tax entsprechend unserer Mehrwertsteuer draufgeschlagen, dieser Sales Tax ist von Bundesstaat zu Bundesstaat und sogar in unterschiedlichen Städten eines Bundesstaates verschieden. In Tempe kommt zum Nettopreis einer Ware ein Sales Tax in Höhe von 8,1% hinzu, in Albuquerque, New Mexiko beträgt er 5,9375% und in Colorado Springs muss man mit einem Aufschlag von 6,1% rechnen. Der relativ hohe Satz hier in Tempe hat uns aber heute wie auch gestern nicht davon abhalten können, richtig zuzuschlagen – bei den niedrigen Preisen und dem günstigen Wechselkurs können Europäer hier im Moment einkaufen wie Könige, falls man nicht gerade einen Leatherstore (Ledershop) besucht, der handgearbeitete Cowboystiefel und Lederjacken verkauft – für ein Paar originale Leder-Cowboystiefel muss man locker zwischen $250 und $650 auf die Theke legen – wobei man hier nur in den seltensten Fällen Bargeld auf die Theke legt, selbst die Getränkeautomaten akzeptieren Kreditkarten, was ein Beweis dafür ist, dass man wirklich alles mit Kreditkarte bezahlen kann. Und bezahlen sollte, denn die amerikanischen Banknoten sind solche Lappen, dass sie leicht zu fälschen sind und viele Händler haben Angst vor falschen Banknoten, insbesondere vor frisch gedruckten, wie wir sie von unserer Bank in Deutschland erhalten haben.
Jedenfalls haben wir heute wieder bis zum Ladenschluss die Geschäfte durchgestöbert und dick Beute gemacht… wir werden ganz sicher noch einen Koffer kaufen müssen, um all den Kram nach Hause zu schaffen. Die Planung für morgen (Montag) ist noch offen, vielleicht leihen wir uns mal Richards Truck und erkunden ein bischen die Gegend oder besuchen den in der Nähe gelegenen South Mountain Park, schliesslich verlassen wir das Sun Valley am Dienstag ja schon wieder in Richtung Nevada.