31. October 2009
Unsere Reise in die USA dauert eigentlich erst 10 Tage, aber es kommt uns vor als wären wir schon Ewigkeiten hier. Das mag wohl auch daran liegen, dass wir schon so weite Strecken zurückgelegt und dadurch so endlich viele Eindrücke und Bilder im Kopf haben. Wie auch immer, uns gefällt es in den Vereinigten Staaten, auch wenn wir wieder einmal feststellen müssen, dass wir besser mit Hitze und Staub als mit Kälte und Schnee zurechtkommen *grins*
Vor uns liegen jetzt noch 21 Tage und wir werden definitiv noch Las Vegas und Los Angeles besuchen, damit werden wir auch entweder das Death Valley oder die Mojave Wüste besuchen. Doch bis wir nach LA aufbrechen haben wir noch eine Menge Zeit und wie wir die rumbringen wissen wir noch nicht genau, es gibt keine Planung dafür. Es zieht uns nach Arizona, denn wir wollen unbedingt auch noch Lake Havasu besuchen – eines der Top-Ziele die wir uns als möglichen Wohnort ausgeguckt haben. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass wir uns gegen Mitte/Ende der nächsten Woche einfach einen Mietwagen nehmen und dann auf eigene Faust wieder Richtung Süwesten aufbrechen. Seit gestern sitzen wir zu dritt in Richards Basement und arbeiten, Richard ist schliesslich nicht nur ein Freund sondern auch ein Kollege und Geschäftspartner – wir haben in den wenigen Stunden jetzt schon sehr konstruktive Besprechungen gehabt.
Der Schnee ist in Colorado Springs übrigens schon fast komplett wieder getaut, bis Mittwoch sind keine weiteren Niederschläge mehr zu erwarten… gute Nachricht also für alle Kinder, schliesslich ist hier morgen Halloween.
28. October 2009
Auch der Mittwoch zeigt keine Besserung, das Thermometer bleibt bei 31°F (~0°Celsius) und es sind weitere Schneefälle mit Sturm angekündigt. Richard lässt sich davon nicht beirren und legt die heutige Route fest: Über das Monument Valley nach Cortez und Durango, dann nicht nach Norden wegen zuviel Schnee sondern östlich über den Wolf Creek Pass nach Alamosa und die folgende durch die Hochebene nach Walsenburg – immerhin 573 Meilen (922 Kilometer), an einem Tag über endlose einsame Highways und quer durch die Rocky Mountains bei viel erwartetem Schnee.
Der nördöstliche Teil von Arizona besteht fast ausschließlich aus Indianer Reservaten, die verstreut in den weiten Ebenen liegen – auch das Monument Valley liegt inmitten eines Reservat der Navajo. Den Abstecher in das Monument Valley haben wir uns erspart – die Wolken hingen so tief, dass man keine zwei Meilen weit sehen konnte. Auch hierhin werden wir zurückkehren müssen, denn das Schauspiel eines Sonnenuntergangs im Monument Valley Nationalpark möchte ich mir auf jeden Fall einmal geben. Auch an Four Corners, der Stelle, an dem die Bundesstaaten Arizona, Colorado, New Mexico und Utah unmittelbar aufeinanderstossen war das Wetter nicht angemessen, um einen direkten Besuch abzustatten. Stattdessen ging es immer weiter auf Highway 160 und jetzt merkt man richtig die Entfernungen – es ist wirklich krass wenn man Meilen um Meilen fährt ohne auch nur ein einziges Auto oder Haus zu sehen. Langsam nähern wir uns den Rockys, es ist zwar nicht mehr so neblig, dafür liegt immer Schnee – dessen Weiß in Kombination mit den roten Steinformationen wunderschön anzusehen ist. Wenn nur die Eiseskälte nicht wäre. Ab Durango geht es nur noch bergauf, immer winterlicher wird die reizvolle Szenerie aus Felsen, Nadelbäumen und Schnee.
Am Wolf Creek Pass gipfelt das ganze in einen echten Wintersturm – zum Glück haben wir volles Vertrauen in Richard und seinen Truck, den er schon vor Meilen in den Allrad-Betrieb geschaltet hat. Man sieht kaum noch die Streckenführung und bis auf einen liegengebliebenen LKW mit Polizei-Unterstützung scheinen wir die einzigen Verrückten zu sein, die bei dieser Witterung über den Pass fahren. Umso erstaunter sind wir, dass oben auf dem Hochplateau von Alamosa überhaupt kein Schnee mehr liegt. Es ist schon dunkel als wir am östlichen Rand der Hochebene die nächste winterliche Hürde zu überwinden haben: den La Veta Pass, der uns wieder mit heftigen Schneefällen und spiegelglatter Fahrbahn begrüsst. Richard kennt die Strecke sehr gut und so ist die Passage auch hier kein Problem. Wir sind wieder auf der Interstate 25 in nördlicher Richtung unterwegs und obwohl in Denver bereits bis zu 2ft (~60cm) Schnee liegen sollen, ist der Freeway ab Pueblo bis Colorado Springs frei von Eis und Schnee – zum Glück, denn wir sind schon 13 Stunden unterwegs und Richard hält sich schon eine Weile mit Knabberkram wach… kaum in Colorado Springs angekommen, beginnt es auch hier zu schneien und zwar nicht zu knapp – ein Glück sind wir an unserem Ziel und nach knapp 3000 Kilometern durch die USA brauchen wir erstmal nur noch eins: Schlaf.
Die nächsten Tage in Colorado Springs werden wir uns ein bischen erholen, etwas arbeiten und dann den geschäftlichen Dingen nachgehen, wegen denen wir in den USA sind.
27. October 2009
Es kam wie es kommen musste… das Tiefdruckgebiet, dass sich gestern noch weit nordwestlich über Washington State befand wurde durch eine Änderung im Jetstream rapide über den Kontinent getrieben und der Weatherchannel warnte “prepare for midwinter driving”. Wir merkten schon beim Frühstück in Tempe, dass es kühler werden würde, anstatt knappe 30°C waren es nun nur noch 20°C und dieser Trend sollte nun bis Donnerstag Nacht weitergehen. In Denver hatte es schon geschneit, schlechte Voraussetzungen also für unseren für morgen geplanten Trip über die Rockys. Trotzdem machten wir uns auf den Weg nach Norden und liessen Phoenix und das Valley of the Sun hinter, die Strecke bis nach Flagstaff kannten wir ja bereits von der Hinfahrt…
Ab Flagstaff fuhren wir ein gutes Stück auf der Route 66, die beliebte Touristenstrecke ist gesäumt von historisch oder 50er-Kitsch angehauchten Tankstellen, Trading Posts und Diners – man kann sich gut vorstellen, dass die gesamte Strecke der Route 66 wie eine Zeitreise anmuten muss. Unser Ziel heute war aber der Grand Canyon und so drehten wir hinter Flagstaff wieder auf Nord – mit jeder Meile wurde es draussen windiger, grauer und kälter, der Sturm aus Nordwest war also schon bis hierher gekommen.
Und just in dem Moment als wir das Gate zum Grand Canyon Nationalpark passierten, begann es in der Tat zu schneien. Kein Glück mit dem Wetter, im Gegenteil, der kalte Wind am South Rim des Canyons machte ein längeres Verweilen und Bestaunen des Naturwunders unmöglich – wir wären wohl einfach eingefroren. Wir zogen uns also immer wieder in den Truck zum Aufwärmen zurück und das Warten lohnte sich denn auch, denn in den kurzen Momenten, in denen sich im bedeckten Himmel Lücken zeigten, sorgten einige Sonnenstrahlen im Canyon für atemberaubende Lichtspiele. Die beste Reisezeit für den Grand Canyon ist dann wohl eher Mai bis September, ein Grund mehr wieder zu kommen – dann werden wir ganz sicher auch zum Colorado River hinabsteigen, der schlängelt sich in tiefem Grün weit unten im Canyon durch die schroffen Klippen. Der einzige, der diesem eisigen Sturm-Erlebnis etwas abgewinnen konnte war übrigens Richard, aber er war auch schon zum dritten Mal am Grand Canyon und freute sich, dass er mal eine andere Witterung erleben durfte *lol*
Wir beschlossen für heute aber die Nacht in Page, Arizona zu verbringen, um am nächsten Tag von dort die Wetterlage zu checken und dann unsere Route nach Colorado Springs festzulegen. Bei Anbruch der Dämmerung verliessen wir den Grand Canyon und fuhren noch drei Stunden durch absolute Dunkelheit in unser Nachtquartier.
26. October 2009
Wir sind jetzt knapp eine Woche in den Staaten, haben schon so viel erlebt und so viele Meilen zurückgelegt. Morgen verlassen wir Phoenix und es macht sich ein bischen Wehmut breit, denn das Valley of the Sun macht seinem Namen wirklich alle Ehre – es ist hier einfach nur warm, schön, sonnig, freundlich, sauber und das Leben ist really easy going. Auch wenn es im Sommer mit bis zu 60°C unerträglich heiß sein soll, so kommt Arizona doch in unsere engere Auswahl, denn schließlich kann man den Sommer auch in Flagstaff verbringen 😉 Wir kommen bestimmt wieder, aber morgen geht es erstmal in Richtung Norden, wir haben gerade mit Richard besprochen, wie unsere Route zurück nach Colorado Springs aussehen soll: Wir werden nördlich via Flagstaff zum Grand Canyon fahren, von dort zum Monument Valley um dann via Durango durch den Rio Grande National Forest über die Rocky Mountains zu queren. Der Trip über die Rockys sollte nicht so schwierig werden, das Wetter soll zumindest gut bleiben und keinen Schnee für uns bereit halten. Vor uns liegen 907 Meilen (1459km), allerdings diesmal nicht auf den grossen schnellen Freeways, sondern komplett auf kleinen Highways über das weite Land. Das geht nicht in einem Rutsch, wir werden irgendwo unterwegs übernachten müssen, wo wissen wir noch nicht genau und auch nicht ob es dort Internetzugang gibt… stay tuned!
Da wir nur wenig Gepäck mit nach Phoenix genommen haben, musste ich heute wohl oder übel mal Wäsche waschen – auch fern der Heimat ist man nicht von Haushaltsarbeiten erlöst. Dazu stellt unser Hotel washers and dryers zur kostenlosen Nutzung bereit. Soweit so gut. Nach einer eingehenden Begutachtung und in Augenscheinnahme der Waschmaschinen Marke Whirlpoorl legte ich meine Wäsche in eine der monströsen Top-Lader-Maschinen und überlegte nun, wie ich meine Wäsche wohl am besten waschen soll. Denn man muss dazu wissen, dass es an (zumindest diesen) amerikanischen Waschmaschinen keine direkte Möglichkeit zur Temperaturwahl
gibt, man kann nur zwischen white cotton, coloured cotton, bright colors, perm press and delicates wählen – was auch immer das jetzt genau bedeuten soll *grins* Dafür kann man die Menge der Beladung mit large, middle or small wählen. So entschloss ich mich also spontan meine weiße Wäsche auf small white cotton und meine Buntwäsche auf small coloured cotton zu waschen, was wohl so auch geklappt hat. Man gibt das Waschpulver direkt mit in die Trommel und die Waschmaschine ist in knapp 40 Minuten fertig, also ab mit der Wäsche in den dryer. Auch hier unterscheidet man nur zwischen high heat, high heat with cooling (irgendwie ein
Gegensatz, oder?) und low heat. Bügeltrocken oder knitterfrei sucht man an diesen Trocknern vergeblich. Nun, die Wäsche ist sauber und sieht so aus, als würde sie auch noch passen – ein Abenteuer in der Waschküche war das alle Mal, ich hoffe aber sehr, dass man auch komfortablere Vollwaschautomaten in den USA bekommen kann – ansonsten würden mir die amerikanischen Hausfrauen ein bischen leid tun. Richard hat in Deutschland die Vorteile einer guten Waschmaschine zu schätzen gelernt, deshalb hat er bei sich zu Hause einen Frontlader-Vollwaschautomaten von Bosch – von daher habe ich keine anderen Vergleichsmöglichkeiten, habe mir aber sagen lassen, dass die Standard-Waschmaschine in den Staaten keinen eigenen Heizstab besitzt, sondern mit Warmwasser aus der Hausversorgung betrieben wird. Ein Kochprogramm geht damit sicher nicht.
An der Grenze zwischen Phoenix, Tempe und Scottsdale liegt Papago Park, ein 490 Hektar grosses Areal aus Felsen, Wüste und Staub – mitten in der pulsierenden Metropole. Wir haben den Park bereits am Freitag entdeckt, als wir auf dem Weg nach Scottsdale daran vorbeigefahren sind und haben uns gedacht, dass man von den hohen roten Felsen des Parks einen netten Ausblick über das Valley of the Sun haben könnte – dass es so grandios werden würde, haben wir nicht geahnt. Der Park entspricht exakt den Wüstenlandschaften, die Phoenix umgeben, wirklich ein Stück Wüste mitten in der Metropole. Wir haben die Felsen erklommen und konnten das ganze grosse Valley überblicken, das in alle Richtungen bis zu den Bergen am Horizont mit Zivilisation gefüllt ist. Es zu beschreiben fällt wirklich schwer, deswegen möchten wir an dieser Stelle einfach ein paar Bilder sprechen lassen:
Nach sechstägiger Eingewöhnungszeit sollte es heute soweit sein: Wir haben uns Richards Truck für eine kleine Spazierfahrt ausgeliehen, taking our first ride in the Tempe hood. Es ist ja nicht so, dass wir nicht autofahren könnten, aber erstens ist unser “Auto” groß und durch seine Aufbauten extrem unübersichtlich und zum anderen muss man sich in den Vereinigten Staaten doch an einige Dinge im Straßenverkehr gewöhnen – so darf man beispielsweise zu jeder Zeit an einer roten Ampel rechts abbiegen, es sei denn es ist durch Schilder verboten. Hinzu kommt, dass selbst kleinere Nebenstraßen vierspurig ausgelegt sind und in der Mitte noch eine Extraspur für Linksabbieger bereit gehalten wird, dazu darf man in den USA sowohl rechts als auch links überholen, was einem europäischen Fahrer zusätzlich eine Menge Aufmerksamkeit abfordert – schliesslich rauschen ja auch noch mannigfaltige Eindrücke einer fremden Stadt an einem vorbei. Dafür sind die Strassen in einem Raster angelegt, dass einem nach Norden ausgerichteten Koordinatensystem entspricht – unser Truck hat im Rückspiegel eine Art Kompass, der einem permanent die Richtung anzeigt, in die man gerade fährt, was das Navigieren doch etwas einfacher macht. Wir waren wirklich aufgeregt, als wir in den Wagen kletterten um loszufahren, doch diese Nervosität ist dann ziemlich schnell in ein entspanntes Gefühl der Coolness umgeschlagen. In den Staaten sind im Straßenverkehr überhaupt alle ziemlich cool – es wird weder gerast, noch gehupt, man kann wirklich sagen, dass das Autofahren hier eine ziemlich entspannte Angelegenheit ist. Endlich mal ein Punkt, an dem die Amerikaner den Deutschen wirklich etwas voraus haben.
Was uns in diesem Zusammenhang auch aufgefallen ist: Obwohl in unmittelbarer Nähe unseres Hotels zwei Freeway verlaufen, die Strasse vor dem Hotel insgesamt sieben Spuren hat und die Amerikaner keine Autos fahren, die weniger als drei Liter Hubraum haben ist der Strassenverkehr kaum wahrzunehmen – es gibt keine röhrenden Auspuffanlagen und scheinbar scheint auch der Asphalt geräuscharm beschaffen zu sein, anders kann ich mir nicht erklären, dass ich noch niemals so viel Verkehr so leise erlebt habe.
25. October 2009
Am Abend waren wir noch aus, ein Essen mit Geschäftspartnern und der Filmcrew stand an – in einem Restaurant der Kette Applebees. Dass das Essen in den Staaten gewöhnungsbedürftig ist, haben wir schon festgestellt, jetzt waren wir gespannt darauf, wie das wohl in einer Gesellschaft von statten geht. Man muss am Eingang des Restaurants warten, bis man von einem Kellner in Empfang genommen wird, der zähltt die Gruppe durch und schnappt sich gleich mal so viele Bestecksets wie Gäste vor ihm stehen und geleitet einen dann sogleich zu einem Tisch.
Auch in einem gehobenen amerikanischen Restaurant gibt es überwiegend Fingerfood, von Burgern über Mozarella Sticks, Sliders bis hin zu Ribletts, Amerikaner essen eben am liebsten mit den Fingern. Und wenn sie dann doch mal ihr Besteck benutzen müssen, dann scheiden sie ihr Essen mit Messer und Gabel – ganz so wie wir auch, mit dem eklatanten Unterschied, dass Amerikaner, sobald sie ein Stück mundgerecht geschnitten haben, das Messer beiseite legen und die Gabel von der linken in die rechte Hand wechseln um sich das soeben geschnittene dann mit der rechten Hand in den Mund zu stecken. Umständlicher geht es wohl kaum *lach* Unsere europäischen Tischmanieren haben nun schon mehrfach Aufmerksamkeit erregt, anständig mit Messer und Gabel zu essen ist hier keine Selbstverständlichkeit!
Das Essen insgesamt ist in der Regel einfach nur geschmacklos zubereitet, warum sollte es auch gewürzt werden, schliesslich steht ja auf jedem Tisch eine Flasche Ketchup von Heinz, den die Amis sich auf beinahe jede Speise schütten. Kaum hat man den Teller leer, kommt der Kellner angewetzt um ihn abzuräumen – man hat uns gesagt, dass er auf diese Weise schneller dazu kommt, seine Rechnung zu schreiben. Und in der Tat… die Rechnung bekommt man sofort nach dem Essen ohne danach fragen zu müssen auf den Tisch gestellt.
Übrigens: In den USA verdienen Kellner ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch das Trinkgeld, den “tip”. Das Trinkgeld sollte 10-20 Prozent des Rechnungsbetrages ausmachen, 10%-15% gibt es für durchschnittlichen Service, um 20% tip zu geben, sollte man schon persönlich vom Kellner gefüttert werden – Europäer neigen übrigens dazu, viel zu viel Tip zu geben, wie Richard uns versicherte. Wir werden das beherzigen….
Nachdem eine Flasche Bier uns in die Träume geschickt hat, konnten wir heute endlich mal richtig ausschlafen – bis um 10:30am Ortszeit (18:30 in Deutschland), gefrühstückt haben wir wieder im 5Diner an der Mall, damit wir wie angekündigt gleich im Anschluss auch den restlichen Teil der Mills Mall erkunden können. Heute ist Sonntag, trotzdem hat die Mall von 11am-6pm geöffnet, was die Amerikaner auch gut zum Einkaufen nutzen, denn viele von ihnen (insbesondere die spanisch-sprachigen Hispanics, die heute überwiegend unterwegs waren) haben eine Arbeitswoche mit sechs Tagen und daher nur den Sonntag zum Shoppen zur Verfügung. Heute lag unser Interesse weniger auf den Schuhgeschäften, sondern vielmehr auf den Clothing Stores (Klamottenläden), von denen es in der Shopping Mall mehr als genug gibt. Ganz offensichtlich gibt es in den USA keine Modetrends wie in Europa, denn die Farbe lila ist hier nur eine unter vielen und nicht die bestimmende Modefarbe in diesem Herbst. Generell gibt es keine erkennbaren Trends, weder bei Frisuren noch bei Schuhen noch in der Mode, alles ist viel individueller als wir es von Deutschland kennen.
Entsprechend viel gibt es auf einer Shoppingtour zu sehen, zu entdecken und zu kaufen. Denn kaufen könnten wir hier ohne Ende, die Preise in den Bekleidungsgeschäften sind nicht nur in Dollar günstig, zum gegenwärtigen Wechselkurs von $1.50 für einen Euro ist es für uns extrem billig. Beim Einkaufen muss man sich daran gewöhnen, dass die Preise an den Waren nicht dem Endpreis entsprechen – an der Kasse wird immer noch der jeweilige Sales Tax entsprechend unserer Mehrwertsteuer draufgeschlagen, dieser Sales Tax ist von Bundesstaat zu Bundesstaat und sogar in unterschiedlichen Städten eines Bundesstaates verschieden. In Tempe kommt zum Nettopreis einer Ware ein Sales Tax in Höhe von 8,1% hinzu, in Albuquerque, New Mexiko beträgt er 5,9375% und in Colorado Springs muss man mit einem Aufschlag von 6,1% rechnen. Der relativ hohe Satz hier in Tempe hat uns aber heute wie auch gestern nicht davon abhalten können, richtig zuzuschlagen – bei den niedrigen Preisen und dem günstigen Wechselkurs können Europäer hier im Moment einkaufen wie Könige, falls man nicht gerade einen Leatherstore (Ledershop) besucht, der handgearbeitete Cowboystiefel und Lederjacken verkauft – für ein Paar originale Leder-Cowboystiefel muss man locker zwischen $250 und $650 auf die Theke legen – wobei man hier nur in den seltensten Fällen Bargeld auf die Theke legt, selbst die Getränkeautomaten akzeptieren Kreditkarten, was ein Beweis dafür ist, dass man wirklich alles mit Kreditkarte bezahlen kann. Und bezahlen sollte, denn die amerikanischen Banknoten sind solche Lappen, dass sie leicht zu fälschen sind und viele Händler haben Angst vor falschen Banknoten, insbesondere vor frisch gedruckten, wie wir sie von unserer Bank in Deutschland erhalten haben.
Jedenfalls haben wir heute wieder bis zum Ladenschluss die Geschäfte durchgestöbert und dick Beute gemacht… wir werden ganz sicher noch einen Koffer kaufen müssen, um all den Kram nach Hause zu schaffen. Die Planung für morgen (Montag) ist noch offen, vielleicht leihen wir uns mal Richards Truck und erkunden ein bischen die Gegend oder besuchen den in der Nähe gelegenen South Mountain Park, schliesslich verlassen wir das Sun Valley am Dienstag ja schon wieder in Richtung Nevada.
24. October 2009
Wir waren heute Abend noch saturday-nite-shopping in einem nahegelegenen Drugstore der Kette Walgreens, eigentlich nur um Wasser und Taschentücher zu kaufen. Daraus ist ein zweistündiger Einkaufsbummel geworden, obwohl es kein grosser Drugstore ist. Unter einem Drugstore versteht man einen Drogeriemarkt mit Apotheke und Verkauf von Pharmazieprodukten sowie Medikamenten. In den USA bekommt man von der Pille danach bis hin zu Schmerz-, Durchfall- und Erkältungsmitteln alles ohne Rezept im Drugstore. Wir waren zuvor schon einmal mit Richard in einem Walgreens Markt, allerdings nur kurz, da wir ihn nicht stundenlang warten lassen wollten, obwohl es für uns Deutsche eine ganze Menge zu erkunden und entdecken gibt. So nutzten wir den gestrigen Abend um uns ausgiebig im Drugstore umzusehen und uns wirklich alle Produkte detailliert anzuschauen. Als wir so nach zwei Stunden dann endlich an die Kasse kamen, fragte man uns “You guys enjoy shopping, huh?”. Offensichtlich ist es nicht üblich, sich stundenlang in einem solchen Laden aufzuhalten. Auf dem Weg nach draussen entdeckten wir noch einen angeschlossenen Liquor Shop – hochprozentigen Alkohol kann man in den USA nur in diesen speziellen Läden kaufen. Wir haben einen Sixpack Becks für $7.50 mitgenommen – da das amerikanische Bier nicht unbedingt kompatibel mit deutschen Ansprüchen ist, tut so ein bischen Heimat in Hopfenform gut *grins*